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UNSERE GESCHICHTE

Die historischen Wurzeln der Emotionellen Ersten Hilfe (EEH) gehen auf die Pionierarbeiten des Arztes, Psychoanalytikers und Naturforschers Wilhelm Reich (1897–1957) zurück. Schon in den 40er Jahren entwickelte Reich erste Ideen, wie er die von ihm entwickelten Methoden der körperorientierten Psychotherapie – die er Vegetotherapie nannte – in der Arbeit mit hochbelasteten Eltern, Säuglingen und Kleinkindern kurzzeittherapeutisch einsetzen könnte. Er spricht in diesem Zusammenhang erstmals von »Emotional First Aid«. Seine Tochter Eva Reich, die als Ärztin und Geburtshelferin in den USA tätig war, griff seine präventiven Arbeiten auf, entwickelte sie weiter und machte sie zu einem wichtigen Baustein einer vorbeugend eingesetzten Körperpsychotherapie, die sie »Sanfte Bioenergetik« nannte.

Ab Mitte der 80 er Jahre besuchte Eva Reich regelmäßig Berlin, wo sie in Ausbildungsseminaren ihre Ansätze der Neurosenprävention und Säuglingstherapie lehrte. Im Rahmen dieser Veranstaltungen lernte der Psychologe Thomas Harms erstmals diese körperbasierten und bioenergetischen Konzepte der Säuglingstherapie kennen. Zeitgleich beschäftigte er sich mit den aufstrebenden Säuglings- und Bindungsforschungen, in deren Zusammenhang er erstmals mit dem damals neuen Phänomen der exzessiv schreienden Säuglinge in Kontakt kam.

Anfang der 90 er Jahre gründete er eine erste »Schreiambulanz« für Eltern und untröstlich schreiende Säuglinge im Nachbarschaftszentrum der UFA-Fabrik in Berlin-Tempelhof. Hier wurde in den Krisenbegleitungen der Eltern und Säuglinge schnell sichtbar, dass die bisher entwickelten Werkzeuge nicht hinreichten, um den besonderen Anforderungen in der Krisenberatung gerecht zu werden. So zeigte sich, dass Massagen, Berührungs- und Ausdruckstechniken der reichianischen Therapieverfahren nur sehr eingeschränkt nutzbar waren. Beispielsweise lehnten die regulationsschwachen Säuglinge Berührungsangebote ab oder die Babys reagierten in der Folge von Körperberührungen mit einer Intensivierung ihrer Schreiprozesse, die dann die Not der Eltern nur noch steigerte.

Diese ersten Erfahrungen verlagerten das Augenmerk der Arbeit zunehmend in eine andere Richtung: Statt vorhandene Blockierungen des emotionalen und körperlichen Ausdrucks lösend zu behandeln, rückte jetzt eine andere Frage ins Zentrum: Was kann akut getan werden, um mithilfe der Körperpsychotherapie die intuitiven Beziehungskompetenzen der Eltern zu stärken? Wie können körperpsychotherapeutische Zugänge genutzt werden, um den Eltern die charakteristischen Muster des Kontaktverlustes zu ihren Säuglingen bewusst zu machen? Und welche Körperinterventionen sind hilfreich, um die Handlungsfähigkeit der Eltern im Umgang mit dem schreienden Säugling zu erweitern?

Der aktuelle Forschungsstand der Emotionellen Ersten Hilfe
Der aktuelle Forschungsstand der Emotionellen Ersten Hilfe (EEH), wie sie von dem Psychologen Thomas Harms vertreten wird, hat sich teilweise weit von seinen Ursprüngen entfernt. Die heutige Emotionelle Erste Hilfe verbindet das Wissen der modernen Körperpsychotherapie mit den Erkenntnissen der Neurobiologie, Psychotraumatologie und Bindungsforschung.

Die Analyse des WIE der elterlichen Kontaktabbrüche, die Betonung der affektiv-kathartischen Ausdrucksprozesse der Kinder sowie der Einbezug der psychosomatischen Resonanzinformationen sind nach wie vor in den charakteranalytischen und bioenergetischen Forschungen Wilhelm Reichs verwurzelt. Die Betonung der körperlichen Selbstbeobachtung wurde hingegen durch die Achtsamkeits- und Traumaforschung inspiriert. Der verstärkte Fokus auf die prä- und perinatale Babykörpersprache stammt von den Pionieren der Pränatalen Psychologie. Und das Beziehungsmodell, das die Vorgehensweisen der heutigen EEH prägt, ist den Konzepten der humanistischen Psychologie sehr verwandt.

EEH